Zwischen Schutz und Nutzung

Zehn Jahre Konvention über biologische Vielfalt

 

Melanie Krebs,
Peter Herkenrath, Hartmut Meyer

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Eine wesentliche Erkenntnis des Erdgipfels in Rio 1992 ist: Umwelt und Entwicklung sind zwei Seiten einer Medaille. In der Präambel der Agenda 21 heißt es dazu: “Durch eine Vereinigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen und ihre stärkere Beachtung (...) kann es uns gelingen, die Deckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte gedeihlichere Zukunft zu gewährleisten. Das vermag keine Nation alleine zu erreichen, während es uns gemeinsam gelingen kann: in einer globalen Partnerschaft, die auf eine globale Entwicklung ausgerichtet ist.“

Die Konvention über biologische Vielfalt nimmt diese Gedanken in hervorragender Weise auf. Sie verfolgt gleichzeitig drei Ziele: die Erhaltung der biologischen Vielfalt, ihre nachhaltige Nutzung und die faire und gerechte Aufteilung des Vorteils, der aus der Nutzung genetischer Ressourcen entsteht. Dabei sind die Voraussetzungen hierfür zwischen Nord und Süd sehr ungleich verteilt. Der größte Teil der biologischen Vielfalt befindet sich in den Ländern des Südens. Das technische und kaufmännische Wissen für die industrielle Nutzung der genetischen Ressourcen ist hingegen im Norden konzentriert. Der Süden würde davon profitieren, wenn er an den Gewinnen und Vorteilen, die aus der Nutzung seiner genetischen Ressourcen entstehen, fair und angemessen beteiligt werden würde. Auch die indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften könnten, so der gerechte Vorteilsausgleich funktioniert, einen Anteil des Gewinns aus der Nutzung ihres traditionellen Wissens erhalten. Damit könnten Mittel mobilisiert werden, die sowohl für den Erhalt der biologischen Vielfalt – für den Schutz von Wäldern, Korallenriffen, Meeren und Bergen – als auch für die soziale Entwicklung, für Bildung und Gesundheit, zur Verfügung stünden. Andererseits, so wird argumentiert, wäre dies wieder nur eine neue Form der internationalen Arbeitsteilung: der Süden liefert die Rohstoffe, der Norden besorgt die Verarbeitung. Ein neuer – und diesmal dann wohl letzter – Ausverkauf des Südens, so befürchten viele, könnte uns bevorstehen.

Damit spiegelt der Kampf um die Nutzung der genetischen Ressourcen viele Elemente einer politischen Diskussion wider, die aus anderen Bereichen bekannt ist. Die wirtschaftlichen Interessen des Nordens drohen auch hier die Entwicklungsinteressen der Staaten und Menschen des Südens zu dominieren. Die Erhaltung der globalen biologischen Vielfalt und internationale Regeln für ihre Nutzung gehören deshalb ins Zentrum nicht nur der globalen Umweltpolitik, sondern auch der Entwicklungspolitik.

Dies in die Tat umzusetzen, gemeinsame Interessen von Umwelt- und Entwicklungsorganisation in diesem Bereich herauszuarbeiten, das trägt dazu bei, den Satz von den zwei Seiten einer Medaille politische Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu will diese Bilanz über das zehnjährige Bestehen der Konvention über biologische Vielfalt, die das Forum Umwelt und Entwicklung und der Evangelische Entwicklungsdienst herausgeben, einen Beitrag leisten.

 


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