Pressemitteilung: Naturschutz aktuell, UN-Gipfel Johannesburg
NABU-Pressedienst NRW
Nr. 36/02 ---- 29.August 2002

Nachhaltiges NRW

Umwelt- und Entwicklungsverbände ziehen anläßlich des UN-Gipfels Bilanz

 

29. August 2002

 
   

Düsseldorf/Münster - Während die NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn am UN-Gipfel in Johannes-burg mitwirkt, machen die Bürger zuhause Zwischenbilanz: Das Eine-Welt-Netzwerk NRW (LAG3W) und der Naturschutzbund NRW (NABU) haben den Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung zum Anlass ge-nommen, die diesbezüglichen Anstrengungen Nordrhein-Westfalens zu bewerten. "NRW hat den richti-gen Weg eingeschlagen und in manchen Bereichen sogar Vorbildfunktion für andere Bundesländer über-nommen. Allerdings reichen die Anstrengungen nicht aus, der Verantwortung gerecht zu werden. Das Land NRW steht gemessen an der Wirtschaftskraft immerhin weltweit an 14. Stelle", so Josef Tumbrinck, Landesvorsitzender des NABU NRW.

NRW hat auf der Haben-Seite schon solide Posten zu verbuchen: "Das Land hat noch im letzten Jahr mit der Gründung der NRW-Stiftung für Umwelt und Entwicklung ein wichtiges Zeichen gesetzt," meint Man-fred Belle vom Eine-Welt-Netzwerk. Von der neuen NRW Stiftung für Umwelt und Entwicklung erwarten sich die Verbände in den nächsten Jahren wichtige Impulse für die Stärkung des ehrenamtlichen Enga-gement in den vielen kleinen und größeren Organisationen in NRW. Darüber hinaus sollten die Aktivitäten von Umweltverbänden und Eine-Welt-Gruppen stärker zusammenwachsen.

"In der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements für Nachhaltigkeit nimmt NRW eine weltweite Spitzenposition ein", lobt Manfred Belle die Landesregierung. So sind seit 1996 in NRW rund 40 Eine-Welt-Promotoren als "Agenten für Nachhaltigkeit" im Einsatz. Sie unterstützen bürgerschaftliches Enga-gement vor Ort und regen zu Aktionen und Projekten an. Die Promotoren beraten Vereine im Manage-ment und vernetzen ehrenamtliche Arbeit. Kein anderes Bundesland verfügt über derart vielfältiges und gut organisiertes bürgerschaftliches Engagement für weltweite Gerechtigkeit. "Das Promotoren-Programm wird von den Kürzungen im Landeshaushalt ausdrücklich ausgenommen", stellte der General-sekretär der NRW SPD, Michael Groschek, am Mittwoch in Düsseldorf klar.

Darüber hinaus unterstützt das Land als Beitrag zur Landes-Agenda 21 Aktionen für den fairen Welthan-del. Diese werden vom Eine-Welt-Netzwerk in hunderten Orten des Landes organisiert. "Gerechtigkeit - eine Frage des guten Geschmacks" - mit diesem Slogan wurde an über 600 Plakatwänden in NRW ge-worben. Zu dieser Kampagne gehört auch ein Kaffeegarten auf Schloss Dyck, wo Schulklassen auf der Landesgartenschau sich über den Alltag der Kaffeebauern informieren: Denn billiger Kaffee in NRW macht die Bauern in Kolumbien arm.

Im "Nachhaltigkeits-Soll" und damit seit Monaten unter scharfer Kritik steht das Land dagegen bei der Finanzierung einer Erdöl-Pipeline durch den Regenwald im südamerikanischen Land Ecuador. Die WestLB führt die Kreditgeber an. Besitzer der WestLB ist das Land NRW mit seinen zwei Landschafts-verbänden und den Sparkassenverbänden. Wolfgang Clement hält stur an dem Projekt fest, obwohl auch die Weltbank vor den ökologischen und sozialen Schäden der Pipeline warnt. Die zwei Landtagsabge-ordneten, die sich jüngst in Ecuador ein eigenes Bild machten, drängen die WestLB ebenfalls zum Rück-zug. "Doch wo die Landesbank gute Geschäfte wittert, scheint Nachhaltigkeit auch in NRW weiter mit Nachrangigkeit gleichgesetzt zu werden", urteilt Manfred Belle.

Was tut NRW für den Klimaschutz? "Mit sehr gut genutzten Programmen zum Einsatz von erneuerbaren Energien oder dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe zum Ersatz von Öl und Kohle hat NRW hier wich-tige Schritte eingeleitet", sagte der NABU-Vorsitzende Josef Tumbrinck. Ihm geht aber der Abbau der Steinkohleförderung und damit der langsame Ausstieg aus den fossilen Energieträgern nicht schnell ge-nug. Auf der Soll-Seite sieht er auch den weiterhin fast ungebremsten Flächenverbrauch in NRW. Derzeit gehen täglich 9,9 ha Freifläche in NRW verloren. Umgerechnet sind dies 4817 Fußballfelder jährlich. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass NRW damit im bundesweiten Vergleich einen unterdurchschnittlichen Flächenverbrauch hat.

Beide Verbände fordern die Landesregierung auf, besonders angesichts der angespannten Haushaltsla-ge Nachhaltigkeits-Projekten künftig noch stärkere Priorität einzuräumen. "Nicht nachhaltiges Wirtschaf-ten sollte nicht länger durch Subventionen unterstützt werden. So ließe sich sparen und zugleich die Um-welt schützen", sind sich Tumbrinck und Belle einig: "Wir denken da besonders an Kohlesubventionen, den Metrorapid und die Pipeline in Ecuador!" Die Zwischenbilanz stimmt beide dennoch optimistisch: "Auch wenn noch zu viel im Soll steht: Im Vergleich mit anderen Ländern kann Bärbel Höhn sich in Jo-hannesburg mit der Nachhaltigkeits-Bilanz aus NRW gut sehen lassen."

Für Rückfragen:
Josef Tumbrinck, NABU NRW, Tel.: 0211-159251-41 oder 0171-3867379
Manfred Belle, LAG3W, Tel.: 0251-57351

Internetseiten:
www.lag3w.de
www.wirhandelnfair-nrw.de
www.eine-welt-promotoren.de
www.nabu-nrw.de

Herausgeber: NABU Landesverband NRW (Naturschutzbund Deutschland e.V.)
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Redaktion: NABU NRW - Pressestelle, Birgit Königs (verantwortlich)
Tel.: 0211- 15 92 51-14× Fax: 0211-15 92 51-15 eMail: presse@nabu-nrw.de