Bonn/
Sassenberg - WEED+++urgewald
Parallel zur UN-Konferenz über Entwicklungsfinanzierung (Financing
for Development), die zur Zeit im mexikanischen Monterrey stattfindet,
starten Nichtregierungsorganisationen eine neue Kampagne zur Außenwirtschaftsförderung
der Bundesregierung. Als Auftakt geht heute die neue Webseite www.hermes-beweg-dich.de
ins Netz. Sie informiert über die negativen Folgen der Außenwirtschaftsförderung
in Entwicklungsländern und ruft zu Aktivitäten im Wahlkampf
auf.
Im Abschlussdokument von Monterrey werden Instrumente wie Bürgschaften,
Investitionsgarantien und Exportfinanzierung als Mittel hervorgehoben,
ausländische Investitionen in Entwicklungsländern zu fördern.
Solche Investitionen werden in Zeiten sinkender Entwicklungshilfe als
positive Ansätze dargestellt. Tatsächlich bieten die
reichen Länder in Monterrey kaum mehr als Lippenbekenntnisse zur
Förderung von Entwicklung, kommentiert Heike Drillisch von
der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Weed die Konferenz. Und
bei der Förderung der eigenen Wirtschaft kommt die Entwicklungsverträglichkeit
völlig zu kurz, da wird eher Financing for Destruction betrieben.
Die Schattenseiten des Engagements von Exportkreditagenturen wie
Hermes sind seit langem bekannt, bekräftigt Regine Richter
von der Nichtregierungsorganisation urgewald. Vertreibung, Menschenrechtsverletzungen,
Umweltzerstörung und Verschuldung werden in Kauf genommen, um die
deutsche Wirtschaft zu fördern. Beispiele sind der überdimensionierte
Ausbau der Papier- und Zellstoffindustrie im indonesischen Sumatra oder
Großstaudämme in China und der Türkei, die Tausenden
von Menschen die Lebensgrundlage rauben und zu ihrer Verarmung beitragen.
Am Schuldenberg der Entwicklungsländern haben Hermesbürgschaften
großen Anteil: Nigeria zahlte zum Beispiel in 2001 mindestens
800 Mio DM aus Hermes-Schulden an den Bundeshaushalt.
Nun rufen die in der Hermeskampagne zusammengeschlossenen Umwelt- und
Entwicklungsorganisationen zu neuen Aktivitäten auf. Das Jahr 2002
mit Bundestagswahlkampf und dem Gipfel für nachhaltige Entwicklung
in Johannesburg bietet eine doppelte Dynamik, um die umfassende Reform
der Außenwirtschaftsförderung unter entwicklungsverträglichen
Gesichtspunkten einzufordern. Wir rufen alle Interessierten auf,
die Außenwirtschaftsförderung in Deutschland genau unter
die Lupe zu nehmen. Sie können ihre BundestagskandidatInnen informieren
und nachforschen, wie diese eine nachhaltigere Außenwirtschaftsförderung
erreichen wollen, so Swaantje Fock von urgewald. Die Webseite
wird bis zum Wahltag reichlich Informationen und Anregungen für
eigene Aktivitäten geben.
Weitere Informationen:
Heike Drillisch (WEED) (heike.drillisch@weedbonn.org, Tel. 02263-801120)
Regine Richter, Swaantje Fock (regine@urgewald.de; swaantje@urgewald.de;
Tel. 02583-1031).