Sie packen's - 

Ein Paket für Johannesburg

Die deutsche Politik muss sich "Hausaufgaben" für die kommenden Jahre stellen. Nur so kann sie in Johannesburg glaubwürdig als treibende Kraft für eine globale Trendwende auftreten. Doch was sind die nächsten Schritte, welches die neuen Ziele? Die deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben im Rahmen des Umweltfestivals in Berlin ihre Forderungen als Symbole an die deutsche Regierung, vertreten durch Umweltminister Trittin und Staatssekretär Stather vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, übergeben.
 

 

"Mehr Geld für weniger Armut auf der Welt ist keine haushaltspolitische Frage, sondern eine Frage des politischen Willens, der Vernunft und vor allem der Menschlichkeit. 0,7% des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe ist kein abstraktes Ziel.

Krankheiten müssen bekämpft werden, Schulen gebaut und Lehrer bezahlt, Menschen müssen satt werden, Menschen müssen Zugang zu sauberem Wasser haben, Menschen müssen mitbestimmen können, Menschen müssen auf den Weltmärkten faire Preise für ihre Produkte erhalten, und vieles andere mehr....

Damit dies nicht vergessen wird, packen wir Ihnen diese transparente Spardose ein, die ganz deutlich zeigt, wie viel noch aufgefüllt werden muss, damit wir 0,7% erreichen."

Winfried Steen (Evangelischer Entwicklungsdienst)

 

 

"Der Bundesregierung ist es durch das Erneuerbare Energien Gesetz gelungen, viele Windräder – wie dieses kleine Modell hier – in Bewegung zu setzen. Wir erwarten in Johannesburg eine großangelegte Initiative, die zwei Milliarden Menschen, die bisher ohne Strom leben, durch Erneuerbare Energien mit Strom zu versorgen."

Britta Horstmann (Germanwatch)

 

 

"Globalisierung schafft immensen Reichtum und Warenfülle, erzeugt aber gleichzeitig Verarmung und in hohem Maße Ungleichheit. Ein zukunftsfähiges Welthandelssystem muss Umweltschutz und Ressourcenschonung, Armutsüberwindung und sozial wie ökologisch nachhaltige Produktionsstandards über die Handelsliberalisierung stellen. Die wichtigsten Umweltprinzipien – das Vorsorge und Verursacherprinzip – müssen auch in der deutschen staatlichen Außenwirtschaftspolitik verankert werden. Dies gilt insbesondere für die Vergabekriterien der Hermesbürgschaften und für staatliche Investitionsgarantien, die bislang ohne klare und verbindliche Umwelt- und Sozialstandards und entsprechende Prüfverfahren gewährt werden. Deshalb übereichen wir hier den Gott des Handels – Hermes – zugleich Schirmherr der gleichnamigen Bürgschaften und Götterbote, der sich an soziale und ökologische Standards hält."

Stefan Bundscherer (Deutsche Umwelthilfe)

 

 

"Weg mit dem umweltschädlichen Subventions-Wirrwarr! Wir brauchen eine Entgiftungs- und Entschlackungskur in der deutschen und europäischen Agrarwirtschaft."

Jochen Flasbarth (NABU)

 

 

 

"Ich möchte Ihnen diesen aus FSC-zertifiziertem Holz gefertigten Bilderrahmen als Symbol für die nachhaltige Nutzung der Wälder. Die biologische Vielfalt der Erde nimmt von Tag zu Tag drastisch ab. Dabei hat die Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) den negativen Trend bislang nicht umkehren können. Wir fordern daher die Bundesregierung auf, die konsequente politische Umsetzung der CBD voranzutreiben."

Tobias Schäfer (WWF)

 

 

"Einen Quadratmeter – so groß ist dieses Stück Rollrasen; so groß ist auch die Fläche, die zur Zeit in Deutschland innerhalb von weniger als 7 Hundertstel Sekunden verbaut wird. 1 Quadratmeter in 7 Hundertstel Sekunden für Siedlungs- und Verkehrsflächen: das entspricht etwa der Fläche von einem Fußballfeld in zehn Minuten, von knapp 150 Fußballfeldern pro Tag, von über 50.000 Fußballfeldern pro Jahr. Der Mensch ist dabei, seine natürlichen Lebensgrundlagen zu überbauen – mit rasender Geschwindigkeit. Höchste Zeit für eine nachhaltige Siedlungsstrategie."

Dr. Brigitte Dahlbender (BUND)

 

 

Über eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nur zwei von drei Menschen verfügen über ausreichende sanitäre Einrichtungen.
Wasser ist Voraussetzung für Gesundheit und Ernährungssicherung. Zugang zu Wasser ist längst zum Spannungsfeld geworden, könnte sich zum brisantesten politischen Konfliktfeld dieses Jahrhunderts entwickeln.

Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie sich vor diesem Hintergrund dafür stark macht, den gleichberechtigten Zugang zu Wasser als Menschenrecht festzuschreiben, dass sie sich national wie international gegen eine Privatisierung dieses Versorgungsgrundgutes der Menschen einsetzt und internationale Programme für eine nachhaltige globale Wasserpolitik auf dezentraler, demokratisch kontrollierter Grundlage auch finanziell verstärkt fördert.
Wo Wasser auch im Energiesektor eingesetzt wird (Großstaudämme), fordern wir die Bundesregierung auf, bei Subventionsvergaben konsequent den Empfehlungen der Weltstaudammkommission zu folgen.

Michael Bender (Grüne Liga)

"Dieser Fußball wurde –anders als die Fußbälle aus dem konventionellen Handel - nicht von Kindern unter menschenunwürdigen Bedingungen genäht. Erwachsene in Pakistan haben dafür einen Lohn bekommen, mit dem sie ihre Familien ernähren und ihre Kinder zur Schule schicken können. Er steht für einen nachhaltigen Lebensstil, wie ihn eine wachsende Zahl von Menschen bereits versucht, zu praktizieren. Sie wünschen sich eine Politik, die sich für soziale und ökologische Richtlinien für die Wirtschaft stark macht. Deshalb bitte ich Sie, den Umweltminister und die Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, sich in Johannesburg für einen nachhaltigen Lebensstil und den fairen Handel einzusetzen."

Dr. Ruth Gütter (Evangelischer Entwicklungsdienst)

 

 

 

"Umwelt- und entwicklungsbezogene Politik orientiert sich zu wenig am Prinzip der Vorsorge und noch weniger am Ziel der Geschlechtergerechtigkeit. Frauen haben es satt, Gesundheit und Überleben durch ständiges Wegkehren von Umweltschäden und Entwicklungsdreck zu sichern – deswegen der zerbrochene Besen. Frauen wollen politisch mitentscheiden und ihre Perspektive in alle Ressorts einbringen."

Dr. Christa Wichterich (NRO Frauenforum)

 

 

"Die direkte Beteiligung an Entscheidungen ist Grundvoraus- setzung einer erfolgreichen Politik der zukunftsfähigen Entwicklung. Aber engagierte Menschen werden oft enttäuscht. Denn Politiker meinen, sie könnten ihr eigenes Ding drehen. Viele Kräfte gehen so verloren, die mit ihren Know-how, mit ihren Vorstellungen und Träumen an Gesellschaft und Politik mit gestalten möchten. Für Johannesburg packen wir Ihnen Hörrohre ein. Hören Sie hier und dort genau zu, welche Anforderungen die Menschen an die deutsche Politik stellen. Nutzen Sie die Möglichkeit, Politik zu machen, die Rückendeckung durch Nichtpolitiker und praktischere Lösungen mit sich bringt."

Henny Schmid (BUND Jugend)

 

 

Trittin packt's.
 

 

Umweltminister Trittin erklärt, daß er die Forderungen der NGOs voll und ganz unterstützt.
 

 

Staatssekretär Stather macht sich die Forderungen ebenfalls zu eigen und kündigt an, die Spardose Ministerin Wieczorek-Zeul mitzunehmen. Sie soll bei den nächsten Verhandlungen zum Bundesetat Finanzminister Eichel auf den Tisch gestellt werden mit der Forderung, sie endlich aufzufüllen.